Auf den 27 Traumpfaden und 14 Traumpfädchen startet mit der Frühjahrsbegehung 2025 die Umsetzungsphase für ein digitales Wegemanagement in einer neuen Dimension. Damit ist die Rhein-Mosel-Eifel-Touristik (REMET) wieder einmal Vorreiter im deutschen Wandertourismus. Aus diesem Grund hatte die REMET jüngst alle Wegepaten sowie die kommunalen Ansprechpartner zu Schulungen ins Hotel Moselblick in Winningen sowie ins Eifelhotel Fuchs in Boos eingeladen, bei der das neue Programm TourInfra vorgestellt wurde. Damit kann unter anderem die Instandhaltung und Erlebnisqualität der Traumpfade und Traumpfädchen effizienter gestaltet werden. Im Interview erläutern der stellvertretende REMET-Geschäftsführer Michael Schwippert und Matthias Irle, der das Wegemanagement auf den Traumpfaden hauptamtlich verantwortet, die Vorteile und Besonderheiten des digitalen Wegemanagements.
TourInfra ist das neue digitale Werkzeug für das Wegemanagement. Doch auch bisher ist das nicht dem Zufall überlassen. Wie läuft es aktuell ab?
Schwippert: Auch jetzt schon gibt es ein Kataster, das die Struktur aller 41 Wege abbildet – konkret die Routenverläufe, die Standorte der mehr als 1.000 Wegweiser und Pfosten oder die Inhalte der Zielwegweiser. Mit diesem Kataster arbeiten alle unsere vielen Akteure, die ehrenamtlichen Wegepaten, die Ansprechpartner bei den Kommunen. Es existiert in analoger und auch digitaler Form als selbst programmiertes Tool. Mit dem neuen System TourInfra können jetzt noch mehr Funktionen mobil und transparent für die Wegearbeit bereitgestellt werden.
Was sind die Vorteile des neuen Systems?
Irle: TourInfra bildet nicht nur die bestehende Wegestruktur detailgenau ab, sondern mit ihm können die Wegepaten gleich vor Ort, noch unmittelbar auf Traumpfad und Traumpfädchen, mit dem Qualitätsmanagement ansetzen. Das heißt, sie können – und das sogar offline – auf der entsprechenden App Schadensmeldungen vornehmen und beispielsweise mangelhafte Markierungsträger oder Zielwegweiser präzise mit Foto und Anmerkungen dokumentieren. Sie müssen nicht erst mit dem Risiko nach Hause gehen, die Meldung dort abzusetzen und das eine oder andere Detail eventuell vergessen zu haben.
Das heißt, mit TourInfra kann man die Streckenqualität lückenloser kontrollieren?
Irle: Ja, das ist einer der Vorteile. Es wird weniger Datenverluste geben, weniger zu behebende Mängel werden übersehen. Da auch die kommunalen Ansprechpartner und die beiden Wegemanager Zugriff haben, können notwendige Instandsetzungsmaßnahmen schnell gefunden und an die zuständigen Bearbeiter etwa in den Gemeinden weitergeleitet werden. Alles in allem wird das gesamte Wegemanagement transparenter. Auch werden Arbeitsprozesse vereinfacht, erstmalig ein einheitlicher Datenbestand geschaffen und auch bei eventuellen Personalwechseln eine dauerhafte Datenbereitstellung gewährleistet. Alle Beteiligten haben einen Überblick, wann wo was zu tun ist oder bereits angewiesen und erfolgt ist. Im Endeffekt wird das zu einer noch besseren Qualität unserer Wege führen, zu einer höheren Gästezufriedenheit und zu einem Nutzen für den gesamten Wandertourismus an Rhein und Mosel sowie in der Eifel.
Wie ist die Resonanz auf die Schulungen? Trifft TourInfra auf Akzeptanz?
Schwippert: Auf jeden Fall! Es waren jeweils zwei Stunden komprimiertes Lernen, auf didaktisch sehr ansprechende Weise vermittelt. Die insgesamt 38 Wegepaten und kommunalen Ansprechpartner, die an den Schulungen teilnahmen, waren mit Freude bei der Sache. Aber das System ist für alle neu; gerade im Zusammenspiel aller Akteure wird es Abstimmungsbedarf geben. Daher gehen wir schrittweise vor. Jetzt heißt es ausprobieren und üben. Aber die Resonanz war so gut, dass eines klar ist: Wir können wohl alle mitnehmen auf dem ganz modernen smarten Weg.
Wie sehen die weiteren Perspektiven aus?
Irle: Neben der Wegweisung werden wir auch die weitere Wegeinfrastruktur wie Rastplätze, Bänke, Stufen, Geländer, Brücken sukzessive in das System einarbeiten. Die Materialbedarfsplanung soll über Schnittstellen an das System angedockt werden. Gleiches gilt für eine Wissensdatenbank, die mit dem Wissen aller Akteure gefüllt werden wird. Für alle neuen Funktionalitäten, die wir für TourInfra entwickelt haben, wird der Code als Open-Source-Software veröffentlicht. Das stellt sicher, dass auch andere Akteure transparent nachvollziehen können, wie die Anwendung technisch gestaltet ist, und ermöglicht vor allem eine Nachnutzung.
Gerade redet alle Welt über künstliche Intelligenz. Kommt die auch bei Ihnen zum Einsatz?
Schwippert: Ja, diese werden wir auch nutzen. Besonderes Highlight wird die Einbindung von Sensorik zur datengestützten (teil-)automatisierten Sperrung von Traumpfaden und Traumpfädchen und Gefahrenstellen sein. Drei unserer Premiumwanderwege verlaufen über kleine Bäche, die nicht immer eine Brücke vorhalten. Hier sind Trittsteine zu überwinden, die je nach Wasserstand überspült sein können. Über Pegelstand-Sensorik wird ab dem kommenden Jahr für alle im Vorfeld der Wanderung direkt erkennbar sein, ob die Trittsteine überflutet beziehungsweise der entsprechende Weg gesperrt ist. Gleiches soll mittelfristig auch für Zufahrten oder auch Parkplätze an stark frequentierten Traumpfaden gelten. Hier soll bei Überfüllung eine Besucherlenkung auf andere Premiumwege erreicht werden – und das bereits erkennbar auf der Anreise unserer Wandergäste. Das ist digitales Wegemanagement in einer neuen Dimension.
Das klingt nach einem komplexen und kostspieligen Vorhaben. Hat die REMET das allein gestemmt oder haben Sie Unterstützung bei der Umsetzung der Maßnahme?
Schwippert: Der Landkreis Mayen-Koblenz hat das Glück, über das Programm „Modellprojekte Smart Cities“ vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen Fördermittel zu erhalten, um derartige smarte Lösungen zu entwickeln. Die Stabsstelle „Smart Cities“ im Kreishaus konnte uns so nicht nur die erforderliche Geldsumme bereitstellen, sondern unterstützt uns auch inhaltlich und technisch über den gesamten Projektverlauf hinweg.